Wie man gratis nach Amsterdam reist
von Josh Wirth
Seinen Mitarbeitenden Weiterbildungen zu bezahlen wird von vielen Unternehmen als göttlich selbstloser Akt inszeniert. Das viele Geld, dass die Firma da aus Grosszügigkeit in die eigenen Leute investiert! Und das bei dem Risiko, dass sich jemand die Ausbildung bezahlen lässt und dann zur Konkurrenz abhaut… Logisch, da muss man die Leute verpflichten. Drei Jahre mindestens, besser fünf. Die Firma hat ja investiert und muss das Geld wieder reinholen.
Da wird mir manchmal ein bisschen übel. Denn eigentlich ist es ja andersrum: eine Firma, die nicht in die Weiterbildung der eigenen Angestellten investiert, macht etwas falsch und schadet sich selbst am meisten. Auch von Verpflichtungsverträgen bin ich nur bedingt begeistert. Wer will denn Angestellte drei oder fünf Jahre lang behalten, weil sie vertraglich dazu verpflichtet sind, aber eigentlich lieber wo anders wären?
Nun aber genug Dampf abgelassen: Weiterbildung bringt dich also weiter. Uns aber auch. Und bei smartive hast du dafür ein paar Möglichkeiten:
I – Education Points
Pro Jahr kriegt jede*r Mitarbeitende 12.5 Education Points (bei einer 100%-Anstellung).
Ein Education Point entspricht einem Arbeitstag oder CHF 1’000. Diese Punkte können für alles genutzt werden, was mit deiner beruflichen Tätigkeit bei uns in Verbindung gebracht werden kann. Ein online Kurs für TypeScript? Kein Problem! Ein Buch kaufen? Klar! Eine Design-Konferenz in Amsterdam? Go for it!
Ein Japanisch-Kochkurs? Vielleicht eher nicht. Sollten wir jemals ein eigenes Restaurant eröffnen, sieht das natürlich anders aus.
Ein Education Point kann also als Geld oder Zeitwert bezogen werden. Wenn ein Kurs oder eine Konferenz drei Tage dauert und CHF 2000.- Franken kostet, ist es möglich, die Kosten von smartive bezahlen zu lassen und die drei Tage als Arbeitszeit zu beziehen. Alles in allem benutzt du dann zwei Punkte fürs Ticket und drei für die Dauer der Teilnahme.
Das Education Points System lässt bewusst vieles offen. Wir wollen allen die Möglichkeit geben, sich einfach und unkompliziert weiterzubilden, ohne zuvor eine Genehmigung abholen zu müssen. Offene Kommunikation, Transparenz und Vertrauen stehen im Zentrum. Ich höre einen Einwand: «Das wird doch sicher ausgenutzt!?» – Bis jetzt nicht. Und wenns passiert, müssen wir an unserer Kultur und vielleicht am Hiring arbeiten. Aber sicher nicht an unserem Weiterbildungssystem.
💡 Drei Beispiele wofür Education Points genutzt wurden:
- Robert hat einen ganztägigen Lean UX Workshop mit 14 Teilnehmer*innen organisiert.
- Josh lässt sich über die Education Points ein Audible-Abo für Fachhörbücher zahlen.
- Damian, Mirco, Matthias, Marco, Céline und Mauro waren an der Awwwards Konferenz in Amsterdam.
Smarties an der Awwwards Konferenz 2022
II – Semesterpunkte
Hier gehts um tertiäre Weiterbildung. Um anerkannte Studiengänge wie MAS/CAS oder Bachelor- und Masterstudiengänge.
Mitarbeitende der smartive sollen ein grosszügiges Angebot erhalten, um weiterführende Schulen / Ausbildungen zu besuchen.
Das war der Anspruch, als die Semester Punkte durch einen Advice Prozess im Frühling 2020 von Christoph ins Leben gerufen wurden.
Für jedes Jahr, das du bei smartive arbeitest, kriegst du einen Semesterpunkt (bei einer 100% Anstellung). Diese sammeln sich auf deinem Konto und können dann für die oben erwähnten Studiengänge eingesetzt werden.
💡 Seit das System eingeführt ist, haben wir bereits 12 Semesterpunkte in tertiäre Weiterbildungen von Mitarbeitenden investiert.
Ein Punkt entspricht dabei 14 Arbeitstagen, die du für Unterricht und Studium einsetzen kannst. Oder CHF 14’000, mit welchen du die Semestergebühren bezahlen kannst. Für jeden eingesetzten Semesterpunkt verfallen 50% deiner Education Points für dieses Jahr.
Christoph nach erfolgreichem Abschluss seines Master Studiums und Raphi nach erfolgreichem Abschluss seines HF Studiengangs.
III – Code Retreat
Ob San Francisco, Amsterdam, Barcelona, Berlin, London, Paris oder Stockholm – Wir lieben Konferenzen. Darum haben wir seit 2019 auch unsere Eigene: Den smartive Code Retreat.
Da ziehen wir uns für zwei bis vier Tage zurück und unterrichten uns gegenseitig. Oder führen Workshops durch. Wir waren schon im Verzascatal, im Berner Oberland, am Walensee, im Toggenburg und im «geilsten Kanton vur Welt».
💡 2024 Jahr findet unsere eigene Konferenz bereits zum sechsten Mal statt. Wir gehen für drei Tage ins schöne Thurgau und beschäftigen uns in Gruppen mit unterschiedlichen Projekten und Workshops.
Die Themen, Vorträge oder Workshops werden jeweils von einer Person vorbereitet. Ganz ähnlich wie bei den SMARTalks.
Code Retreat 2019 im Valle Vercasca im Tessin
IV – SMARTalks
SMARTalks sind (ungefähr) wöchentlich stattfindende Vorträge von Mitarbeitenden. Die dafür benötigte Vorbereitung ist normale (interne) Arbeitszeit. Die Zuhörenden dürfen ihre Zeit mit den Education-Points verbuchen. Natürlich nur, wenn sie zuhören möchten und sich für das Thema interessieren.
💡 Im Jahr 2023 hatten wir insgesamt 48 Vorträge. Fast jede Woche neues Wissen, frisch aufbereitet zum Anhören.
Jede*r Mitarbeitende gibt bekannt, wie regelmässig er oder sie bereit ist, als Speaker einen SMARTalk zu halten und für welche Themen er oder sie sich interessiert. Daraus ergibt sich dann eine Planung, wann von wem was vorbereitet und erzählt wird.
SMARTalk über surrealdb von Nicola und Mauro beim Mittagessen
V – Advice Process
Wenn alle Stricke reissen, gibt's bei uns ja immer noch den Advice Process. Das ist eigentlich keine Weiterbildungsmethode. Damit kann das bestehende Weiterbildungssystem aber im Handumdrehen durch jede Person angepasst und erweitert oder neu erfunden werden.
Dazu gibt's bereits einen eigenen Artikel von Thilo.